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Geschützt: Tagungsunterlagen zur Veranstaltung „Das Versprechen der Sicheren Stadt“
Panel 6: „Sicherheitskultur und Evidenz“
Es scheint so, als seien der Objektivierbarkeit in der Sicherheitsarbeit grundsätzlich Grenzen gesetzt. Dies beginnt bereits bei der Ausgestaltung des Begriffs „Sicherheit“: Wie und wie weit ist Sicherheit zu verstehen? Auch klare Bewertungsmaßstäbe nach denen Sicherheit sowie Unsicherheit eingeschätzt werden können sowie belastbare Datengrundlagen fehlen vielerorts. In der Realität erweist es sich als sehr schwierig Unsicherheit objektiv und aussagkräftig zu erfassen. Wie es um die Sicherheitslage vor Ort bestellt ist bleibt also vager als es vielmals den Anschein macht. Zudem fällt die Bewertung der gleichen Daten zur Sicherheitslage je nach lokaler Kultur und Empfindlichkeit unterschiedlich aus. Dementsprechend werden lokal auch unterschiedliche Maßnahmen als Reaktion auf eine veränderte Sicherheitslage als angemessen betrachtet. Diese Maßnahmen folgen allerdings vielmals einem Impuls zum Einsatz bestimmter populärer Instrumente oder schreiben bisherige scheinbar „bewährte“ Handlungslinien fort, ohne sich mit den tatsächlichen Wirkungen auseinanderzusetzen.
Welche Informationsgrundlagen benötigen Sicherheitsbewertungen und -handlungen? Wie kann in einem so komplexen Wirkungsgefüge mit Diskrepanzen zwischen Statistik und Wahrnehmung umgegangen werden? Wie lokal kann Sicherheitskultur sein? Mit Beiträgen von… (mehr …)
Panel 5: „Urbane Atmosphären“
Da die Idee der sicheren Stadt nicht zuletzt auf der als sicher wahrgenommenen Stadt basiert, kommt der Erzeugung einer spezifischen Qualität der urbanen Atmosphäre eine besondere Bedeutung zu. Diese entsteht durch verschiedene les-, fühl- und erfahrbare Eindrücke. Der öffentliche Raum wird aufgrund spezifischer Ausstattungsmerkmale interpretiert und bewertet – das können visuell sichtbare Zeichen und Symbole sein oder aber auch andere sinnlich erfahrbare Eigenschaften. Die Frage, wer was wie empfindet ist dabei nicht leicht zu beantworten, da der städtische Kontext und individuelle Erfahrungen die jeweilige Interpretation beeinflussen. Ebenso schwierig ist die Ableitung von allgemeinen Prinzipien auf der Basis solcher personaler Perspektiven. Die widerspenstige Atmosphäre sichtbar, messbar und objektivierbar zu machen kann Anhaltspunkte zu einem erweiterten Verständnis der räumlichen und sozialen Umwelt geben.
Inwieweit können die Stimmungsqualitäten räumlicher Konstellationen – Atmosphären – im Kontext von Sicherheit beschrieben werden? Bestehen Möglichkeiten der Veränderung oder Beeinflussung der Sicherheitswahrnehmung durch sensorische Dimensionen? Mit Beiträgen von… (mehr …)
Panel 4: „Wie viel Sichtbarkeit braucht Sicherheit?“
Der Bedeutungsgewinn der städtischen Sicherheit schlägt sich auch in Forderungen nach der Ausdehnung von Sicherheitsmaßnahmen nieder. Dies betrifft in erster Linie die Polizei, die zwar bei weitem nicht der einzige Sicherheitsakteur ist, aber qua Institution – und für jeden sichtbar – das Thema im öffentlichen Raum vertritt. Der Wandel der Anforderungen an die polizeiliche Sicherheitsarbeit betrifft viele Ebenen und diese gehen keinesfalls synchron – so stehen institutionelle Veränderungen neuen Zielsystemen gegenüber oder der Druck zu sparen in Konflikt mit wachsenden Kooperationsaufgaben. Die Identifizierbarkeit und Sichtbarkeit der Polizei bedingt eine gewisse Allzuständigkeit für Sicherheit und vor allem das Sicherheitsgefühl; kaum ein Vorfall im öffentlichen Raum wird nicht mit dem Hinweis auf unzureichende Polizeipräsenz versehen. Die Forderung nach mehr Sicherheit stößt hier aber nicht nur an Grenzen des Leistbaren und des Zulässigen, es werden genauso Fragen der Raumgerechtigkeit berührt.
Wie sichtbar sind verschiedene Sicherheitsakteure in Themen und Kooperationsstrukturen? Wie können Forderungen nach immer mehr Sicherheitspräsenz bewertet werden? Wie beeinflussen Sichtbarkeitsbarrieren und Wahrnehmungsverzerrungen die Aufteilung des Raums? Mit Beiträgen von… (mehr …)
Panel 3: „Stigmatisierung im Dienste der Sicherheit?“
Die Forderung nach mehr Sicherheit impliziert die Einteilung der Stadt in tendenziell sichere und eben unsichere Orte. Ebenso wird mit Nutzungen oder gesellschaftlichen Gruppen verfahren, deren Anwesenheit für Sicherheit oder Unsicherheit verantwortlich gemacht wird. Diese Zuschreibungen können zu generellen Stigmatisierungen bzw. Etikettierungen von Räumen und Personengruppen führen. Die Beschreibung von solchen „unhaltbaren“ Zuständen löst jedoch in der Regel Maßnahmen aus, um diese zu beheben – über eine Stigmatisierung und dadurch erreichte Priorisierung könnten also notwendige Ressourcen erschlossen werden.
Ist das „Schlecht-reden“ von Stadtquartieren eine legitime Fördermittelakquise-Strategie? Welche langfristigen Konsequenzen für die Images von Akteuren und Gebieten können daraus resultieren? Wie fügt sich das Thema in die „Versicherheitlichung“ von Stadtpolitiken ein? Mit Beiträgen von… (mehr …)
Panel 2: „Urban Thrill“
Die Städte unternehmen eine Vielzahl von Maßnahmen, um das Image der Unsicherheit hinter sich zu lassen, um mehr Sicherheit zu bieten. Eine zentrale Rolle spielen dabei Anpassungen des Raumes – die Mittel der Wahl sind Überwachung, Ordnung und Sauberkeit, aber auch die Abschottung von Gebäuden bis zu ganzen Quartieren. Die Interpretation oder die Zuschreibung von Räumen als sicher bzw. unsicher fußt dabei auf immanent vorhandenen Sicherheitsbildern, deren Konstruktionsprinzipien oder dahinterliegende Motivationen kaum offen gelegt werden. Das auf den ersten Blick plausible Bedürfnis nach mehr Sicherheit wird durch verschiedenste Gemengelagen von Interessen gefördert und bestimmt das Bild der Stadt bedeutend mit.
Inwieweit kann Unsicherheit als konstituierendes Merkmal der Stadt betrachtet werden? Ist Sicherheit mit Lebensqualität konotiert? Wie wird die Stadt über Sicherheitsbilder interpretiert? Finden Verlagerungen der Akzeptanz von Unsicherheit in fiktive Räume statt? Mit Beiträgen von… (mehr …)
Panel 1: „Wer verhandelt wie über Sicherheit“
In die städtische Sicherheitsarbeit sind eine Vielzahl von Akteuren involviert – das Spektrum reicht von den naheliegenden, wie Polizei und Ordnungsamt, bis zu auf den ersten Blick recht fernen, wie z.B. Schulen oder Nachbarschaftsvereinen. Konstituierend für dieses erweiterte Verständnis von Sicherheit, das auch den Bereich der öffentlichen Ordnung mit einschließt, ist vor allem der Begriff der Prävention. Die „sichere Stadt“ bedeutet damit vordringlich die Verhinderung des Entstehens von Unsicherheit im öffentlichen Raum. Das Spektrum dessen, was alles als Unsicherheit verursachende Faktoren bewertet wird, unterliegt ebenfalls stetigen Wandlungs- und Ausdehnungsprozessen. Der scheinbare Konsens über Sinnhaftigkeit und auch Alternativlosigkeit des Strebens nach mehr und mehr Sicherheit verändert sukzessive die Stadt und die öffentlichen Räume.
Wer zählt unter den veränderten Verhältnissen der städtischen Sicherheitsproduktion zu den Beteiligten? Auf welchen Voraussetzungen und Annahmen beruht die Arbeit? Wie werden die Kommunikationsprozesse gestaltet, Diskurse strukturiert oder auch vermieden? Mit Beiträgen von… (mehr …)
Konferenzprogramm – Übersicht
An den zwei Konferenztagen fanden sechs thematische Panels mit jeweils vier Beiträgen statt. Am Abend des 12. April hielt Prof. Dr. Stephen Graham einen Vortrag mit dem Titel „Cities and the politics of security“. Weitere Gelegenheit zu regen Diskussionen bot das „Urban Dinner“ am Freitag Abend im Café Edelweiß am Görlitzer Park (Kreuzberg).
Freitag, 12.04.2013
11.00 Begrüßung und thematische Einführung
12.00 parallele Panels „Verhandlung“ | „Urban Thrill“
15.00 parallele Panels „Stigmatisierung“ | „Sichtbarkeit“
18.00 Key-Note: Prof. Dr. Stephen Graham (Newcastle University )
20.00 Urban Dinnner
Samstag, 13.04.2013
10.00 Einführung
10.15 parallele Panels „Atmosphären“ | „Evidenz“
13.30 Podiumsdiskussion
15.00 Ende
Inhalt und Ziel der Konferenz
Absolute Sicherheit ist ein unhaltbares Versprechen.
Aber wie sicher können Städte überhaupt sein?
Die Bewertung des erreichten oder angestrebten Grades an Sicherheit ist abhängig von dem jeweiligen Standpunkt; die Einschätzung von Orten oder deren Veränderung kann weit divergieren. Wessen Bewertung wird aber als handlungsleitend akzeptiert – die der professionellen Akteure oder die der Anwohner? Sollte es Ziel bzw. Verpflichtung sein, immer das maximal mögliche Maß an Sicherheit anzustreben? Wie werden die Nachteile eines solchen „Diktats der Sicherheit“ lokal diskutiert? Wie weit entfernt sind wir von einer „Kultur der Unsicherheit“, in der ein vertretbares Unsicherheitsniveau akzeptiert wird – und wer entscheidet wiederum, was „vertretbar“ ist? (mehr …)