Ausgangspunkt „städtischer Unsicherheiten“ sind überwiegend stadteigene Prozesse und Entwicklungen. Ihnen ist gemeinsam, dass sie durch die Stadt fortlaufend erschaffen werden und als Kehrseite städtischer Attraktivität (Stichwort „Urbanität“) beschrieben werden können. Dieser Zwiespalt ist nicht neu, aber es gibt Anhaltspunkte dafür, dass dieses Spannungsverhältnis zumindest in der Wahrnehmung der Stadtbewohnerinnen und -bewohner zum Teil aus der Balance geraten ist.
Dabei ist eine Paradoxie festzustellen: Das Sicherheitsgefühl entwickelt sich nicht synchron zu den tatsächlichen (und tendenziell stabilen) Risiken. Städtische Sicherheit erscheint durch viele Einzelelemente urbanen Lebens bedroht: beispielsweise durch Kriminalität in verschiedenen Formen und Ausprägungen, durch Verhaltensweisen, die als rücksichtslos und belastend erlebt und die als Verstoß gegen einen normativen Konsens empfunden werden, aber auch durch mangelnde Pflege des öffentlichen Raums, optische Verwahrlosung von Straßenzügen, geringe Präsenz von Polizei im Straßenbild oder lange Reaktionszeiten auf Seiten von Polizei und Rettungsdiensten. Die von den Bürgerinnen und Bürgern empfundene Sicherheit wird durch diese sehr verschiedenen und interagierenden Faktoren bestimmt.
Um Sicherheit(sgefühl) in Städten zu schaffen ist es unerlässlich, dass die städtischen Akteure diese Faktoren und Zusammenhänge kennen und in ihren gegenseitigen Abhängigkeiten verstehen. Erforderlich ist also eine integrierte, interdisziplinäre, systemische Sicht, die in höherem Maße als bislang fachübergreifende Politiken ermöglicht und über die bisherigen, häufig rein technisch orientierten Maßnahmen hinausgeht. Nur so können begrenzte Ressourcen zielgerichtet eingesetzt und das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger positiv beeinflusst werden.
Der besondere Anspruch des Forschungsvorhabens DynASS leitete sich aus der Abbildung dieser Komplexität und der Analyse von realen Veränderungsprozessen in Städten ab.